07.04.10

 

Ich bin jetzt in Arica, Chile. Zwischenzeitlich habe ich knapp 2100 km getrampte Kilometer hinter mir gelassen. Alles in allem muss ich sagen, dass ich die Atmosphaere mit den Chilenen auf der Strasse sehr genossen habe. Soweit bin ich mit sehr unterschiedlichen Menschen mitgefahren. Darunter waren Sicherheitsleute, Minenarbeiter, zahlreiche Truckfahrer von Wasser, brennbaren Fluessigkeiten (das spanische Wort fuer die Fluessigkeit konnte ich nicht uebersetzen), Turbinen, Zement, ein Professor von Naturstoffchemie, welcher gerne in die Wueste faehrt, um Naturstoffe aus merkwuerdigen Pflanzen zu extrahieren, Busfahrer, 5 oelbeschmierte Maenner in reflektierender Sicherheitskleidung und ein Automatisierungstechniker.

Alle waren sehr freundlich. Ich habe in der Zeit viel Spanisch geuebt und viel ueber Chile und die Umgebung gelernt. Nach ueber einer Woche Atacama Wueste gehen mir nun auch langsam die abwechslungsreichen Farben der Steine und Sande auf die Nerven. Mehrere male stand ich mitten in der Wueste an Fernstrassenkreuzungen und wartete, wie ein heimatloser Koeter von der Strasse aufgesammelt zu werden. Einmal habe ich ein wenig Angst bekommen.

Ich trampe von Calama in Richtung Tocopilla werde mitten im Nirgendwo abgesetzt. Hier ist garnichts! Die Sonne brennt und es passieren ca. 2 Autos in 45 Minuten. Es ist absolut still und in 2 km Entfernung kann ich den tanzenden Sand einer Windhose betrachten. Nach ca. 10 Minuten Wartezeit verbrauche ich mein letztes Wasser. Ich erinnere mich an die Konversation mit dem letzten Truckfahrer Luis, dass es hier Nachts ja nicht so kalt wird, also 4-5 ºC. Bis in die naechste Stadt oder zum naechsten menschenbewohnten Haus sind es ca. 70 km. Naja, immerhin gibt es hier keine Schlangen. Ist also schon einmal besser als der Regenwald. Nach reichlich Ueberlegung und Abwaegung, ob eine Uebernachtung auf Sand der Korngroesse 50 μm - 50 cm einem 14 Stundenmarsch vorzuziehen ist, sehe ich am hitzeverschmierten Horizont jetzt doch ein Fahrzeug. Juchuh! Ich springe von meinem !!Campingstuhl!!, den habe ich wenigsten am Strassenrand gefunden, und habe ca. 1 Minute Wartezeit bis das Fahrzeug mich erreicht. Ich denke mir, jetzt bloss nicht zuviel Euphorie zeigen und vielleicht noch anfangen zu sabbern. Das sieht Scheisse aus!

So, das Fahrzeug ist in Reichweite. Es ist ein mittelgrosser Transporter mit zwei Sitzreihen in der Fahrerkabine. Auf den zweiten Blick sehe ich jedoch, dass beide Reihen belegt sind. Och noe! Sichtlich enttaeuscht lasse ich mein Schild, auf dem Tocopilla mit schickem Rahmen steht, haengen. Die Maenner passieren und halten 100 Meter spaeter dann doch an. Die hilflose Koeternummer hat also doch gezogen. Ich eile zum Transporter und es empfangen mich die 5 oelbeschmierten Maenner in reflektierender Sicherheitskleidung, 2 von ihnen mit offensichtlich lustiger Zahnluecke. Sie machen hinten Platz, ich werfe meinen Rucksack auf die Ladeflaeche und es geht los, mal wieder ans Meer, nach Tocopilla.